Ein Mann, eine Frau und ein Kind beim Einkaufen im Supermarkt

Quelle: iStock.com/Portra

Lebensmittel

Christiane Seidel, Referentin Team Lebensmittel

Quelle: Gert Baumbach - vzbv

Christiane Seidel
Leiterin Team Lebensmittel

Wenn Kinder im Supermarkt große Augen machen, dann meist bei knallig bunten Produkten, die sie besonders ansprechen, aber auch besonders ungesund sind. Die Bundesregierung muss ihre ambitionierten Pläne zur Werberegulierung endlich voranbringen.

Die wichtigsten Erfolge 2023

Jahresbericht / Erfolge, Icon Häkchen (kleiner)

Der vzbv hat die Problematik der steigenden Lebensmittelpreise kontinuierlich auf die politische Agenda gesetzt.

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Gemeinsam mit einem Verbändebündnis hat der vzbv in der Bundespressekonferenz die Regulierung der an Kinder gerichteten Lebensmittelwerbung gefordert.

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Das Europäische Parlament hat sich dafür ausgesprochen, die Kennzeichnung von Pflanzen und Lebensmitteln, die mithilfe neuer Gentechnik erzeugt wurden, beizubehalten.

Fortschritte bei Plänen, Kinder besser vor Lebensmittelmarketing zu schützen

Eltern kennen die Situation aus dem Supermarkt besonders gut: Das Kind entdeckt ein Produkt, das durch eine besonders bunte Verpackung auf sich aufmerksam macht. In die Vermarktung solcher an Kinder gerichteter Produkte steckt die Lebensmittelindustrie jährlich zig Millionen. Oft sind die Produkte ungesund, weil sie zu viel Zucker, Fett oder Salz enthalten. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat im Februar 2023 ein Eckpunktepapier zur Regulierung des an Kinder gerichteten Lebensmittelmarketings vorgestellt. Das Papier enthält viele Forderungen, die der vzbv seit Langem stellt. Demnach sollten nur Lebensmittel an Kinder vermarktet werden dürfen, die den Nährwertkriterien der Weltgesundheitsorganisation entsprechen. Außerdem sollte zwischen 6 und 23 Uhr Werbung in Fernsehen, Radio und online nur noch für ausgewogene Lebensmittel erlaubt sein. Influencer-Marketing für ungesunde Produkte sollte ganz untersagt werden. Notwendig ist nun eine zeitnahe politische Einigung auf Bundes- und auf Länderebene. Statt freiwilliger Selbstverpflichtungen braucht es eine gesetzliche Regelung, die die Bewerbung und Vermarktung ungesunder Lebensmittel einschränkt.

Auch bei Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder muss die Politik aktiv werden. Ein Marktcheck der Verbraucherzentralen aus dem Frühjahr 2023 zeigt, dass die Mittel oft zu hoch dosiert sind und fragwürdige Werbeaussagen enthalten. Die Verbraucherschutzministerkonferenz hat die Bundesregierung aufgefordert, hier für mehr Regulierung zu sorgen. Der vzbv fordert seit Jahren, den Rechtsrahmen zu überarbeiten.

Infografik mit dem Titel "Nahrungsergänzungsmittel für Kinder oft zu hoch dosiert". Ein Marktcheck der Verbraucherzentralen aus dem Frühjahr 2023 zeigt, dass 23 von 33 der untersuchten Produkte die Referenzwerte für Vitamine und Mineralstoffe der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für Vier- bis Siebenjährige überschreiten.
Tierhaltung verbindlich und verständlich kennzeichnen

Viele Verbraucher:innen wollen wissen, wie die tierischen Produkte, die sie im Supermarkt kaufen oder im Restaurant verzehren, hergestellt wurden und unter welchen Bedingungen Nutztiere gehalten werden. Im Sommer 2023 haben Bundestag und Bundesrat das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz beschlossen, das im August 2023 in Kraft getreten ist. Der vzbv hat das Gesetz grundsätzlich als einen Schritt in die richtige Richtung für eine bessere Tierhaltung begrüßt. Fraglich ist aber, ob Verbraucher:innen die Kennzeichnung verstehen und annehmen. Bereits jetzt gibt es im Handel freiwillige Kennzeichnungsformen. Damit es nicht zu Verwirrungen und Unverständnis kommt, sollte die Einführung des gesetzlichen Kennzeichensystems mit einer Informationskampagne begleitet werden.

Verbraucherrechte bei neuen Gentechnik-Verfahren wahren

Die Mehrheit der Verbraucher:innen möchte wissen, ob in ihren Lebensmitteln Gentechnik steckt. Der vzbv hat deshalb die Pläne der EU zu neuen Gentechnik-Pflanzen kritisiert und sich in Brüssel für die Einhaltung bestehender Verbraucherschutzrechte eingesetzt. | Mehr erfahren bei Europa

Daran arbeitet der vzbv

  • Steigende Lebensmittelpreise abfedern und untersuchen
  • Umbau der Tierhaltung voranbringen
  • Nutri-Score EU-weit verpflichtend einführen
  • Werbung mit Nachhaltigkeitsaussagen regulieren
  • Werbung für an Kinder gerichtete Lebensmittel regulieren
Projekt „Lebensmittelklarheit“

„Zuckerfrei“, „Detox“ oder „High Protein“: Beim Gang durch den Supermarkt finden Verbraucher:innen die unterschiedlichsten Aussagen, mit denen Hersteller ihre Produkte bewerben. Auch bei den Verpackungen kennt die Kreativität oft keine Grenzen. Aber steckt in den Produkten, was außen dransteht? Was bedeuten die Werbeaussagen konkret?

Damit beschäftigt sich das Projekt „Lebensmittelklarheit“ des vzbv. Über das Portal Lebensmittelklarheit.de können Verbraucher:innen Lebensmittel und Werbeanzeigen melden, die sie missverständlich oder täuschend finden. Das Projektteam im vzbv und den Verbraucherzentralen geht den Beschwerden nach und prüft, ob sie Irreführungspotential haben. Hierbei erfolgt auch eine juristische Prüfung. Die Produkte, die als irreführend bewertet wurden, werden mit einer Stellungnahme der Fachredaktion, einer Stellungnahme des Anbieters und den Fotos des Produktetiketts oder der Produktinformation auf Lebensmittelklarheit.de veröffentlicht. Dabei wird die Beschwerde anonymisiert. Die Beschwerden und ihre Veröffentlichung zeigen Wirkung: Im Herbst 2023 hat das Projekt geprüft, wie viele der im Portal als „Getäuscht?“ kritisierten Produktinformationen aus (den ersten 7 Monaten des Jahres) 2022 ein Jahr später verbessert wurden. Die „Geändert“-Quote kann sich sehen lassen: 38 Prozent der kritisierten Produktinformationen – ob auf Etiketten oder Webseiten – hatten sich entsprechend der Kritik verändert.

Auf Lebensmittelklarheit.de finden Verbraucher:innen zudem Informationen zur Kennzeichnung von Lebensmitteln. Außerdem gibt das Projekt Verbraucherstudien zu typischen Beschwerden in Auftrag und hält zu problematischen Kennzeichnungen mit einzelnen betroffenen Anbietern Rücksprache.

Interesse an Lebensmittelkennzeichnung wächst

Über 120.000 Mal wurde die Webseite durchschnittlich im Jahr 2023 monatlich aufgerufen. Im gesamten Jahr wurde die Webseite rund 1,4 Millionen Mal besucht. Im Podcast „Klar Tisch!“ greift das Projekt Verbraucherthemen und -fragen auf und geht ihnen mit Expert:innen auf den Grund. 2023 wurden fünf Podcast-Folgen veröffentlicht, unter anderem zu Speiseinsekten, „grünen“ Marketingtricks auf Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln. Zusätzlich veröffentlicht das Projekt Erklärgrafiken, die auf Lebensmittelklarheit.de und auf den vzbv-Social-Media-Kanälen veröffentlicht werden.

Aktuell führt das Projekt eine neue Verbraucherstudie durch. In ihr wird an aktuellen Beschwerdebeispielen aus dem Portal untersucht, ob größere Gruppen von Verbraucher:innen die Kennzeichnungskritik Einzelner bei Lebensmittelklarheit.de teilen.

Das Projekt „Lebensmittelklarheit“ gibt es seit 2010. Es wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Der aktuelle Förderzeitraum läuft bis zum 31. Dezember 2025. Eine Fortführung ist geplant.