Die wichtigsten Erfolge 2023
Bei der Veranstaltung „Leben lernen auf dem Lehrplan“ diskutierte der vzbv mit Politik, Wissenschaft und Bildung über Maßnahmen, mit denen Verbraucherbildung flächendeckend in die Schulen kommt.
Die Verbraucherschutzministerkonferenz spricht sich für eine Stärkung der schulischen Verbraucherbildung sowie eine weitere Förderung von Auszeichnung und Netzwerk Verbraucherschule aus.
Im Materialkompass wurden 120 neue Gutachten zur Qualität von Schulmaterialien veröffentlicht.
Wie erkennt man Werbeversprechen? Welches Label gibt im Supermarkt tatsächlich Orientierung? Der Alltag als Verbraucher:in beginnt im Kindesalter. Der vzbv setzt sich deshalb dafür ein, die Verbraucherbildung von Kindern und Jugendlichen zu stärken. 2013 hat sich die Kultusministerkonferenz (KMK) auf die Empfehlung „Verbraucherbildung an Schulen“ geeinigt. Sie sieht vor, dass Schüler:innen Kompetenzen erwerben, um reflektiert und selbstbestimmt mit der täglichen Angebotsvielfalt umzugehen. Zehn Jahre später wird Verbraucherbildung weiterhin nicht systematisch umgesetzt. Der vzbv fordert einen neuen Anlauf, um Verbraucherbildung strukturell zu stärken. Dazu muss die KMK-Empfehlung weiterentwickelt werden. Die Verbraucherschutzministerkonferenz unterstützt diesen Vorschlag. Außerdem muss Verbraucherbildung in allen Bundesländern verankert sein. Dabei müssen Lehrkräfte und Schulen bei der Umsetzung der Vorgaben unterstützt werden.
Auf Initiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und der Verbraucherschutzministerkonferenz wurde eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe gebildet, um schulische und außerschulische Verbraucherbildung zu stärken. Dennoch hat die Bundesregierung ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag, eine umfassende Verbraucherbildung zu gewährleisten, noch nicht eingelöst. Eine umfassende Verbraucherbildung muss durch dauerhafte Angebote garantiert werden. Doch eine permanente Verankerung von Netzwerk und Auszeichnung Verbraucherschule im Portfolio des vzbv besteht weiterhin nicht. Hier muss die Bundesregierung ihren Worten Taten folgen lassen.
Ob Taschengeld, erste eigene Wohnung oder Rente – der Umgang mit den eigenen Finanzen ist in allen Lebensphasen relevant. Um die finanzielle Bildung zu stärken, haben das Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung die „Initiative Finanzielle Bildung“ gestartet. Der vzbv hält die geplante Strategie für sinnvoll. Wichtig ist, dass Finanzbildung qualitativ hochwertig, inhaltlich richtig und unabhängig von der Finanzwirtschaft stattfindet. Keinesfalls dürfen Bildungsangebote zum Absatzmarkt für Finanzprodukte werden. Wie sich die Qualität von Bildungsmaterialien bewerten lässt, zeigt seit 2010 der Materialkompass – eine Datenbank mit Unterrichtsmaterialien, die von unabhängigen Expert:innen auf Qualität und mögliche Einflussnahme durch Werbung überprüft werden.
Der vzbv bringt sich in die Erarbeitung der Finanzbildungsstrategie ein. Dafür hat er an einem Workshop, organisiert vom Bundesministerium der Finanzen und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), und an der Konferenz „Finanzielle Bildung für das Leben“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung teilgenommen. Der vzbv begleitet den Prozess konstruktiv-kritisch. Klar ist: Die beste Finanzbildungsstrategie kann nicht das Problem komplexer Märkte lösen. Es braucht auch kluge Regulierung.
Daran arbeitet der vzbv
- Umsetzung des Koalitionsvertrags: gestiegenem Bedarf nach Verbraucherbildung gerecht werden
- Netzwerk und Auszeichnung Verbraucherschule als dauerhafte Angebote etablieren
- KMK-Empfehlung „Verbraucherbildung an Schulen“ weiterentwickeln
- Unabhängigkeit und Qualität der Bildungsangebote im Rahmen der „Initiative Finanzielle Bildung“ sicherstellen
- Jugendliche partizipativ für Verbraucherschutz begeistern
Newsletter „Verbraucherbildung kompakt“
Monatlicher Newsletter mit Unterrichtsmaterialien, Fortbildungen und Bildungsprojekten für die Verbraucherbildung in der Schule
Mit Jugendlichen Verbraucherschutz kreativ gestalten – darum ging es im Projekt „Verbraucherchecker“, an dem der vzbv bis zum 31. Dezember 2023 gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz arbeitete. Für das Projekt wurde ein komplett neues Bildungsprogramm mit und für Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren aufgebaut, bestehend aus acht Modulen sowie eigenen Bildungsmaterialien. Ziel war es, dass sich die Jugendlichen an Schulen und außerschulischen Lernorten, aber auch selbstständig untereinander zu Verbraucherfragen fortbilden. Das Bildungsprogramm wurde nach dem Peer-to-Peer-Prinzip aufgestellt: Das Projektteam bildete Trainer:innen zu aktuellen Verbraucherthemen aus, die ihrerseits interessierte Jugendliche zu Peer-Scouts in Workshops fortbildeten. Die Peer-Scouts geben ihr erworbenes Wissen und Kompetenzen dann in ihrer Peer-Group weiter, beispielsweise an Mitschüler:innen oder Freund:innen. Mit dem Projekt hat der vzbv erstmalig Jugendliche als Zielgruppe mit Partizipationsmöglichkeiten angesprochen. Zusätzlich wurde ein Netzwerk an Trainer:innen, Lernbegleiter:innen und Peer-Scouts geschaffen und ein Instagram-Kanal gelauncht, der sich direkt an Jugendliche richtete. Während der Laufzeit hat das Projektteam 115 Trainer:innen sowie knapp 1.000 Peer-Scouts ausgebildet und Workshops an 38 Lernorten durchgeführt.
Nachfolgeprojekt in den Startlöchern
Das Nachfolgeprojekt ist am 1. Januar 2024 gestartet und baut auf die erreichten Erfolge auf. Es richtet sich an junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren. Mit dem Projekt wird das bestehende Bildungsprogramm erweitert und an vielfältigen Lernorten umgesetzt. Außerdem orientiert sich die Ausbildung der Trainer:innen noch stärker daran, Jugendlichen auf Augenhöhe zu begegnen und insbesondere (Lehramts-)Studierende anzusprechen. Ein weiteres Ziel besteht darin, die Peer-Scouts auf den Kommunikationskanälen des Projekts sichtbarer zu machen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich stärker untereinander zu vernetzen. Das Projekt wird aktuell bis zum 31. Dezember 2026 durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.
Lehrkräfte und Schulen spielen eine entscheidende Rolle dafür, Kindern und Jugendlichen konkrete Tipps für ihren Alltag zu geben. Innerhalb des Projekts Verbraucherschule wurden 430 Schulen für das Netzwerk Verbraucherschule gewonnen. Über Online-Fortbildungen erhielten Lehrkräfte Ideen und Unterrichtsmaterialien. Insgesamt fanden 23 Online-Fortbildungen mit insgesamt 760 Teilnehmenden statt. Über den Newsletter „Update Verbraucherschule“ wurde das Netzwerk mit aktuellen Unterrichtsmaterialien, Veranstaltungstipps und Informationen zur Verbraucherbildung versorgt. Schulen, die ihre Schülerschaft besonders engagiert für einen kritischen und verantwortungsbewussten Konsum sensibilisieren, wurden im Rahmen des Projektes unter Schirmherrschaft von Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke als Verbraucherschule ausgezeichnet. In zwei Runden wurden insgesamt 134 Schulen geehrt (2022: 65 Schulen; 2023: 69 Schulen). Das Projekt wurde bis zum 31. März 2023 durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz gefördert.
Verbraucherschule als feste Auszeichnung etablieren
Das Netzwerk und die Auszeichnung Verbraucherschule erfahren viel positives Feedback von Schulen, Lehrkräften, Ministerien und weiteren Akteuren in der Bildungspolitik. Die Auszeichnung Verbraucherschule trägt dazu bei, Kinder und Jugendliche in ihrer Rolle als Verbraucher:innen zu stärken und nachhaltige Lebensstile am Lernort Schule systematisch zu verankern. Schulen nutzten die Auszeichnung und das Unterstützungsangebot, um Themen der Verbraucherbildung in ihr Leitbild oder den Lehrplan zu integrieren, und inspirieren sich gegenseitig. Das Ziel, Netzwerk und Auszeichnung ab 2023 permanent in den Aufgabenbereich des vzbv aufzunehmen, konnte bisher leider nicht erreicht werden, wird aber weiterhin angestrebt. Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke ist weiterhin Schirmherrin der Auszeichnung. Nach Auslaufen der Projektförderung hat der vzbv zwei befristete Stellen bis zum 31. Dezember 2024 geschaffen, um ein Konzept zu entwickeln, wie wichtige Projektergebnisse in das Verbraucherbildungsangebot des vzbv integriert werden. Das daraus hervorgegangene erweiterte Netzwerk Verbraucherbildung zeigt auf, wie mit konkreten Unterstützungs-, Vernetzungs- und Auszeichnungsmöglichkeiten Verbraucherbildung bundesweit gestärkt werden kann, sofern der vzbv dafür institutionelle Stellen erhält.